Heute steht „Relaxing“ am Programm. Nach einem Frühstück machen wir uns auf um den Strand zu erkunden. Gleich in die Sonnen legen? Nein, zuerst einen kleinen Spaziergang am Strand. Der kleine Spaziergang wächst sich dann aber zu einer Wanderung entlang des Strandes aus. Knapp 9 km sind wir unterwegs. Das Wasser ist hier überall sauber und die Temperatur ist gerade angenehm um einen kurze Runde zu schwimmen. Als wir dann endlich zum Sonnenbaden bereit sind, kommt der erste Regenguss und schont so unsere noch nicht an die Sonne gewöhnte Haut.
Naxos ist die größte Insel der Kykladen und bietet laut Reiseführer viel abwechslungsreiche Landschaft und nette Dörfer. Um all das zu sehen mieten wir uns ein Auto. Der Vermieter neben unserer Unterkunft entpuppt sich gleich einmal als „Gankerl“. Allerhand erzählt er über die Restmenge des Benzins im Tank und bei welchem Preis ich glücklich sein werde. Irgendwie schafft er es auch, mir ein anderes Auto anzudrehen, als ich eigentlich ausgesucht hätte. Aber für 4 Tage sollte das kein Problem sein. Also sind wir uns bald handelseinig.
Die ersten Kilometer sind ein wahre Qual für mich. Das man heutzutage so etwas noch bauen und verkaufen kann, ist mir rätselhaft. Nach 40.000km ist das Fahrwerk komplett hinüber, der Rest des Autos auch. Aber egal, die vier Tage wird es schon noch durchhalten. Heute wollen wir den Inselnorden erkunden. Am halben Weg liegt ein Staudamm, der die Insel mit Wasser versorgt dahinter ein verlassenes Dorf. Am Weg zum verlassenen Bergdorf kommen Erinnerungen an die „Ghost Down“ bei unserer letzten USA Reise auf. Der Unterschied- damals hat das Fahrzeug die Fahrt unbeschadet überstanden-heute muss der Auspuff daran glauben. Ein Stein beschädigt die Auspuffanlage, was im ersten Moment nicht ganz so schlimm erscheint. Wir fahren mit einem sportlichen Sound weiter. An der Nordspitze der Insel machen wir in Apollonas eine Pause. Ein nettes Hafendörfchen, das noch auf den Touristenansturm wartet. Außer einigen Tagestouristen tut sich hier nicht viel.
Wenige Kilometer nach Apollonas ist es dann soweit, die Auspuffanlage schleift am Boden! So können wir nicht weiterfahren, die Inspektion des Unterbodens zeigt auch ein Leck der Bremsleitung. Das wird jetzt eine spannende Sache. Mitten in der Wildnis möchte ich eigentlich nicht auf Hilfe warten, also fahren wir das Stück wieder nach Apollonas zurück um dort Hilfe zu holen. Ein kurzes Telefonat „Alles kein Problem in einer Stunde wird ein Ersatzfahrzeug bei Ihnen sein“. Aus der einen Stunde wurden dann über zwei, aber für griechische Verhältnisse ging es recht flott. Mit einem etwas jüngeren aber genauso „zerlemperten“ Fiat Punto treten wir die Rückriese an.
Die Fahrt geht durch einige sehr idyllisch gelegene Bergdörfer und ein Marmorabbaugebiet. Hier wurde auch viele Jahre lang Schmirgel gewonnen. Schmirgel wird zu Herstellung von Schleifpapier und anderen Schleifwerkzeugen verwendet. Der Verkauf dieses Rohstoffes brachte der griechischen Regierung 80% der Haushaltskosten herein. Heute ist der Abbau weitgehend stillgelegt. Bei einer Fotopause „reißt“ sich Iris dann einen Mitfahrer auf, einen alten Griechen, den wir im nächsten Bergdorf absetzen, bei einem weiteren Fotostopp dasselbe. Es dauert nur kurz und schon hat Iris wieder einen Gesprächspartner. Dabei ist hier ringsum niemand, außer eben ein alter Mann. Er war in seiner Jugend in Deutschland, kam 1965 wieder zurück auf Naxos und spricht noch einige ganz wenige Wörter Deutsch. Das hält ihn nicht davon ab, uns seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Von Bergdorf zu Bergdorf geht es zurück an die Küste.
Nach dem Inselnorden steht nun die Inselmitte am Programm. Auch hier erklimmen wir immer wieder die Berge (in Summe ~1500hm) und fahren durch einige kleine und mittlere Bergdörfer. Insgesamt scheint hier der Bergbau, die Landwirtschaft und vor allem das ausreichende Vorhandensein von Wasser für einen bescheidenen Wohlstand zu sorgen. In den Dörfern sind einige Häuser bereits verfallen, aber der Großteil ist recht gepflegt.
Archäologisch gibt es auf der Insel auch einige Besichtigungsmöglichkeiten. Vor allem die drei unfertigen Jünglingsstatuen (Kouros), welche am Ort der Anfertigung liegen geblieben sind. Auch ein Tempel (Demeter Tempel) welcher zu einem beachtlichen Teil wiederaufgebaut wurde, zeugt von der Kunst Marmor bearbeiten zu können.
Den geplanten abendlichen Spaziergang in der Hauptstadt (Chora) macht uns ein intensiver Regenguss zu nichte. Überhaupt ist das Wetter nicht ganz so, wie man es sich von Griechenland erwartet. Immer wieder sind die Berge mit Wolken verhangen und immer wieder regnet es kurz. In der Nacht war sogar ein Gewitter mit Blitz und Donner zu vernehmen. Statistisch sollte es im Juni hier gar keine Regentage geben, aber das Wetter hält sich Gott sei Dank nicht an Statistik.
Als letzten Teil wollen wir nun noch den Inselsüden erkunden.
Hier sind die Berge weniger hoch, sonst zeigt sich aber ein ähnliches Bild wie sonst auf der Insel.
Die Südküste ist eigentlich ein unendlich langer Sandstrand, der gelegentlich durch Felsen unterbrochen wird. Die Strände südlich von Plaka sind touristisch praktisch gar nicht erschlossen. Leider bieten sich auch keine natürlichen Schattenplätze an und Sonnenschirme gibt es nur sehr wenige.
Sehr empfehlenswert ist der Strand in Pirgaki, 10 Sonnenschirme, eine Taverne und ein großer Wacholderstrauch an einer kleinen Anhöhe gelegen. Durch eine Sandmulde ist sogar ein gewisser Windschutz vorhanden. Ein Platz wo man gar nicht mehr weg möchte .
Den Abend verbringen wir in Chora. Das Tempeltor und die venezianische Festungsanlage sind hier die Highlights und natürlich auch die Hafenpromenade. Damit unser Hirn nicht ganz einrostet habe ich mein Stativ und die richtige Fotoausrüstung mit und möchte einige „Postkartenmotive“ umsetzen.
Am Tempeltor gibt es bei Sonnenuntergang richtiges Gedränge um den „besten Shootingplatz“. Nach dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“ bin ich natürlich rechtzeitig platziert. Einige wollen mir den Platz streitig machen, aber soll man für jemanden der mit dem Ipad ein „Foto“ machen will seinen hart erwarteten Platz räumen? Die Antwort ist: „Nicht bevor ich das auf der Speicherkarte habe, was ich mir vorstelle“. Gemurmel in diversen Sprachen war die Reaktion drauf, aber man kann es nicht jedem Recht machen.
Die Abendstimmung genießen wir an der Hafenpromenade bei Chickensouvlaki, danach geht es nochmals zum Nachtshooting auf die Anhöhe beim Tempeltor. Der Anblick der Stadt ist auch jetzt beeindruckend, aber ich vermisse die Fotokollegen von zuvor, jetzt ist genug Platz hier.
Da wir der Meinung sind die wichtigsten Dinge der Insel gesehen zu haben und heute das Wetter erstmals uneingeschränkt sommerlich ist, entschließen wir uns zu einem Strandtag in Pirgaki. Wir haben Glück, das Plätzchen unter dem Wacholder ist noch frei und so steht einem herrlichen Tag am Strand nichts im Weg. Die Temperaturen sind angenehm, obwohl das Thermometer 30°C anzeigt. Das Wasser habe ich lieber nicht gemessen, denn unter 22°C bin ich eigentlich nicht so begeistert. So kann ich mir einreden es hat mehr!
Am Rückweg machen wir in Filoti zum Abendessen halt. Ein Ort mit 1800 Einwohnern und am Hauptplatz 10 Tavernen. Wie sich das rechnet ist uns nicht klar, aber irgendwie geht das. Die Kellnerin ist über meine Griechischkenntnisse erfreut (mia Koriatiki, der Salat ist hier weiblich warum auch immer) und so kommt ein nettes Gespräch zustande. Sie berichtet über ihren Österreichbesuch und dass sie ganz erstaunt war, dass in einem Fluss gebadet wird (Donauinsel).
Auf der Fahrt zurück an die Küste genießen wir ein selten schönes Abendrot und beobachten wie sich der Tag dem Ende neigt und die Nacht die Insel in Dunkelheit taucht.